Der Held

Der Held

Er schwamm um sein Leben. Vor Mitternacht kenterte das Schiff, auf dem er arbeitete und er fand sich mit zwei Fischern im 5 Grad kalten Meerwasser wieder, zwei andere Kollegen hatten es nicht aus dem Schiff geschafft.

Sie waren 6 km vor der isländischen Insel Heimaey gekentert, als sich das Grundschleppnetz am Meeresboden verhakte, und sie hatten nicht genug Zeit, die Rettungsboote zu lösen. Zu dritt schwammen sie in Richtung Insel, mit einem Leuchtturm als Richtungsanzeiger. Wassertemperatur 5 Grad, Lufttemperatur 3 Grad. Schon nach kurzer Zeit war Gudlaugur Fridthorsson alleine im Wasser unterwegs, bei den meisten Menschen versagen bei solch kaltem Wasser die Systeme, die Unterkühlung wird zu stark, jedoch profitierte Gudlaugur von einer außergewöhnlichen Fettstruktur seines Körpers und seinem Überlebenswillen.

Er sprach mit den Möwen und schwamm Kilometer um Kilometer 6 Stunden lang 6 Kilometer durchs kalte Wasser bis er schließlich Land erreichte, wieder ins Wasser zurückkehren musste, weil die Klippen zu steil waren und an geeigneter Stelle wie ein Tier in nassen Kleidern in 3 Grad kalter Luft das Land erkletterte, mit nackten Füßen auf schroffem Vulkangestein brauchte er noch 2 Stunden bis ins nächste Dorf, wo er dann zusammenbrach.

Ist er ein Held? Er rettet einfach nur sein Leben.

Von dort brachte man Gudlaugur mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus und stellte außer einer leichten Unterkühlung und ein paar Schnittwunden an den Füßen keine wesentlichen Schäden bei dem Überlebenskämpfer fest. Nur hielt man es für ausgeschlossen, dass er 6 Stunden geschwommen sein konnte im kalten Wasser. Er musste sich vertan haben, wohl übertrieb er, dachte man, doch fand man das Wrack tatsächlich in solch einer Entfernung und bat ihn, an wissenschaftlichen Versuchen teilzunehmen. Er setzte sich in 5 Grad kaltes Wasser zusammen mit geübten Schwimmern, die das Kältebad nach wenigen Minuten verlassen mussten, teils zitternd, teils schreiend, aber Gudlaugur konnte sich darin akklimatisieren.

Die Geschichte ging durch die Presse und Gudlaugur wurde zum Helden hochstilisiert, jemand der etwas schier Menschenunmögliches geschafft hatte, man nannte ihn den Helden von Island.

Gudlaugur verstand das nicht, er sagte: Ich hab doch nur mein Leben gerettet.

Ich habe doch nur mein Leben gerettet.

Er hatte etwas Unglaubliches getan, um sein Leben zu retten, aber er hatte nur sein Leben gerettet. Es war sein Überlebenswillen. Im Wasser hatte er mit den Möwen gesprochen und sie gebeten, Hilfe zu holen, sie flogen über ihm. Er konnte nur schwimmen, schwimmen, schwimmen. Er wollte nicht sterben, er wollte sein Leben retten.

Ich finde diese Geschichte (hier und hier) berührend und wenn du einmal in Lebensgefahr warst, dann weißt du, wofür du dankbar bist, wenn du irgendwie entkommen bist und dennoch lebst. Wenn dann irgendein Schlaumeier daherkommt und dich einen Helden nennt, weißt du: Ich wollte einfach nur leben.

Er irrt im Nebel, findet den Weg, rutscht über ein Schneefeld, ist er ein Held?

Ich hatte mich in den Bergen verlaufen bei einer gewissen Nebelbildung. Ich rutschte ein Schneefeld hinunter, kam irgendwann zum Stillstand und wusste nicht mehr, wohin ich gehen sollte. Überall sah es unangenehm steil aus. Also zurück – einen anderen Weg suchen: Gott hilf mir! Gott hilf mir. Ein paar Stunden später war ich unten und in Sicherheit, ich war kein Held, aber ich wusste, es gibt einen, der sein Leben gelassen hat für seine Freunde, bzw ich war damals noch sein Feind.

Er war ein Held. Er hat nicht sein Leben gerettet, sondern er hat es gelassen. Er war nicht sowieso todgeweiht, verkrebst, depressiv, sondern er hat sein Leben gegeben: Ich habe Vollmacht, mein Leben zu lassen und es wieder zu nehmen.

Jesus hatte Vollmacht, sein Leben wieder zu nehmen. Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde.

Die Karriere eines „Helden“ ist interessant, wenn der vermeintliche Held sagt: “Ich hab nur mein Leben gerettet. Ich wollte einfach nur überleben.” Wenn der, den sie hochstilisieren, ehrlich wird! Und am besten, demütig auf den zeigt, der ihm in der dunklen Nacht durch den nicht gangbaren Weg geholfen hat.

Hier wäre eigentlich Platz, dass DU deine Lebensgeschichte erzählst, dass du mir sagst, was dir passiert ist, und was du überlebt hast, wo einige sagen würden: Oh, du bist ein Held, aber du würdest sagen, ich wollte einfach nur weiterleben und ich weiß: Gott war da und hat mir geholfen. Etliche sind gestorben – sie können diesen Text hier nicht lesen – aber lasst uns als diejenigen, die leben, Gott erkennen durch diese Krisen hindurch, denn

der Zweck, dass wir hier sind ist der, dass wir ihn anbeten, dass wir seine Taten bekannt machen, dass wir ein Stück von dem vermitteln, was seine Größe ist, wie groß er ist und wie geheimnisvoll schön er ist.

Es gibt Menschen, die steigen herab von ihrem Thron und gehen die Stufen herunter, tiefer, tiefer, bis sie auf dem Boden ankommen, ich würde sagen auf dem Boden der Tatsachen. Sie sehen den Tatsachen endlich ins Auge, werden lebensfähig und demütig.

Und es gibt Gott, der vom Thron herabstieg indem er Mensch wurde, aussah wie ein Mensch, fühlte wie ein Mensch, lebte wie ein Mensch, jedoch war der Sohn Gottes herabgestiegen vom höchsten Thron und als Mensch sollte seine Treppe weiter nach unten gehen.

Glaubst du an ihn?

Natürlich ist er ein Held, du brauchst ihm nicht auf die Schulter zu klopfen, glaubst du an ihn? Willst du jetzt glauben?


Beitrag veröffentlicht

in

von

Kommentare

Eine Antwort zu „Der Held“

  1. […] Beitrag Der Held erschien zuerst auf […]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert