Das Buch des Lebens
Halle dunkel, menschenleer und doch Lärm, Stimmen, Geräusche.
Das Schicksal eines jeden. Man tritt nicht im Verbund vor Gott, händchenhaltend, Keiner wird mit seinem Partner zusammen antreten, sondern jeder stirbt für sich separat. Die weitläufige Halle lässt dich gewahr werden, dass Tote weiterleben, weil Seelen unsterblich sind. Du hattest es immer gehört in den Kirchen aber es schien dir unglaublich. Aber tatsächlich, du lebst immer noch. Zwar hast du keinen gewohnten Körper mehr, aber – irgendwie – jetzt bist du hier. Es ist das Leben danach. Verblüfft, verwirrt, sollte all das wahr sein, was in der Bibel steht, was die Pfarrer, die Prediger gelehrt haben, haben sie es eigentlich gelehrt? Haben sie darüber gesprochen, haben sie nicht immer von einem Gott, der uns alle liebt gepredigt und, dass wir alle, alle gerettet, für immer gerettet, einmal gerettet für immer gerettet sind?
Alles ist so nah beieinander, hätte ich mich doch mehr mit diesen ewigen Dingen beschäftigt, aber mein Beruf, die Frau und die Kinder, alles war so anstrengend, dann kam schon die erste Herzattacke, ich war knapp über Vierzig und bin dem Tod schon mal von der Schippe gesprungen, wir haben gelacht, wir haben geprostet, es ist alles nicht so ernst.
Aber jetzt sitze ich da und ich sehe Verse an der Wand geschrieben, ähnlich wie Belsazar eine Schrift an der Wand sah am Abend als er sterben sollte, es sind vielleicht die schrecklichsten Verse der ganzen Bibel, es sind die absolut schockierendsten Verse, die du in der Bibel finden kannst. Deswegen vermeidet man sie, man liest darüber hinweg, man versucht das Unfassbare auszuklammern: Pastoren fürchten diese Texte, dabei hat Jesus immer davon gesprochen:
Ich sah einen großen weißen Thron…Bücher wurden aufgetan …..und der, dessen Name nicht gefunden wurde im Buch des Lebens, wurde in den feurigen Pfuhl geworfen. hier
Es geht um den Namen in dem Buch des Lebens.
Im Rückblick betrachtet war das nicht alles so richtig gut. Man könnte mein Leben trickreich nennen oder kurz zusammengefasst „der kleine Betrug“, oder „hat es probiert“, “hat seinen Vorteil gesucht“ so richtig ehrlich war ich nicht. Im Nachhinein würde ich manche Sachen doch anders machen, so dass sie irgendwie aus der Ewigkeitsperspektive mehr Haltbarkeit haben, eine etwas bessere Substanz. Nun, da waren auch irgendwelche Spenden in die Becher der Obdachlosen, aber ich entdecke nichts, was mein Leben lebenswert machen würde, dass ich begründet sagen könnte, mein Name steht in diesem Buch des Lebens. Kann man da einmal einen Blick reinwerfen? Also ich denke, dass da die heiligen Namen drinstehen, der Apostel Petrus, Paulus, vielleicht Franz von Assisi, vielleicht Johannes der Täufer, aber ehrlich gesagt Meier, Müller, Schmidt oder meine Wenigkeit, wie sollte mein Name dahin kommen in dieses Buch des Lebens?
Die Halle ist so weitläufig, so kalt. Es ist so ein Abstand zwischen dem Leben und dem Hier jetzt.
Wundert euch nicht…Die Toten werden auferstehen, die Gutes getan haben, werden auferstehen zum Leben, die Böses getan haben, werden aufstehen zum Gericht – genauso fühlt sich das hier an.
Wenn mir jemand die Frage stellen würde, was ich anders machen würde – so im Rückblick – würde ich auf jeden Fall sagen, dass es ein Leben danach gibt genau so wie es die Bibel sagt und, dass man sich nicht täuschen soll, das Leben ist nicht vorbei, nur weil man stirbt. Sondern es ist genau so, wie Gott das in der Bibel sagt, so wie Jesus es beschreibt. Bücher werden aufgetan, Bücher werden geöffnet und wessen Name nicht gefunden wird im Buch des Lebens, der wird in den Pfuhl geworfen, der mit Feuer brennt. Wie kann man seinen Namen in dieses Buch hinein bekommen? Warum weiß ich nicht sicher, ob der Name da drin ist, mein Name? Mein Name steht auf dem Grabstein, mein Name steht in vielen Urkunden, man hat mich lobend erwähnt bei vielen Feierlichkeiten und Veranstaltungen, Jubiläen, beiläufig im Verein, und meine Kinder haben mich lobend, trauernd erwähnt, aber im Grundbuch des Himmels, wie bekommt man da seinen Namen eingetragen?
Nicht mit den alten Methoden, man bezahlt und es gehört einem. Man gehört einfach dazu, weil man irgendwann Mitglied geworden ist, sondern hier gelten nicht mehr die Banalitäten des Diesseits.
Ich höre Geräusche im Hintergrund, jemand lärmt, weil er gemerkt hat, dass die Meinung, die Andere Zeit seines Lebens von ihm hatten, hier nicht zählt. Und alles, was in der Bibel geschrieben steht, ist auf einmal schrecklich wahr. Mein kurzes Leben flackert an mir vorüber zurück bis zum Säugling im Schoß meiner Mutter.
Hatte Gott mich gerufen? Hatte ich ihn irgendwann überhört? Hatte ich irgendwas übersehen, ein Zeichen von ihm? Hatte ich nicht darauf geachtet, dass er am Ende nachschaut, „steht dein Name geschrieben im Buch des Lebens oder wurde er ausgetilgt, gelöscht“? Habe ich vielleicht Gott abgesagt in meinem Leben. Gott ich will nichts mehr mit dir zu tun haben, ich schaff´s auch ohne dich. Es ist dann gut, ich bin stark und ich versuche alles, was ich kann. Meine Fähigkeiten, mein beruflicher Erfolg, und meine hübsche Frau, nette Kinder, Kollegen, Hobbys, ich werde auch so durchs Leben kommen, lass mal gut sein, im Moment habe ich keine Zeit für dich, vielleicht später, wenn ich Zeit für Philosophie habe, es gibt doch so viele Meinungen. Jeder hat seinen Gott, auch im Alkohol ist Befriedigung.
Das Buch des Lebens
Dann höre ich von Weitem…
Es werden die Namen aus dem Buch aufgerufen. Das Interessante ist, es sind die gewöhnlichen Namen, die man so kennt, keine Besonderheiten, außer, was mir auffällt, dass sie alle mit dem Namen Jesus verbunden sind, dass sie irgendwie diese Verbindung haben so wie jemand, der einen Zusatz bekommt in seinem Namenseintrag im Grundbuch, im heiligen Buch des Lebens. Die Namensgebung im Namen mit drin ist der Name Jesus, er, der mit seinem Leben bezahlt hat, dieser Name taucht immer auf bei diesen Menschen, die im Buch des Lebens eingeschrieben sind. Sie sind untrennbar verbunden mit dem Namen Jesus.
Ich stehe unter Schock. Mein ganzes Sein zittert. Er ist tatsächlich der Herr. Er ist es.
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