Er ist nicht dagegen, immer irgendwie dabei aber auch nicht so richtig dabei. Immer wenn es darauf ankommt, ist er unsichtbar, er verschwindet auch mal für längere Zeit ins Nichts. Wenn du ihn fragst, ist er nicht dagegen aber aktuell auch nicht disponiert, dabei zu sein.
Denn er pflegt seine Sonderheiten, die ihn – momentan – davon abhalten, näher bei diesem Wanderprediger Jesus zu sein. Er hat etwas von ihm gehört, teilweise aus zweiter, dritter Hand – zu nahe wäre gefährlich, denn es könnte ihn ja „erwischen“.
Schlussendlich würden sie ihn für einen Jünger halten „du bist doch auch solch ein Jesus-Nachfolger!“ – „Gott bewahre, wir wollen nicht fanatisch werden, so ein bisschen Religion tue ich mir an, aber mit diesem Jesus habe ich“ nach Lage der Dinge „nicht viel zu tun, eigentlich nichts“. Er distanziert sich vorsichtshalber, weil der Wind gerade schwenkt und den Jesus-Leuten etwas heftiger ins Gesicht bläst, deswegen hat er sich schon einmal auf die sichere Seite gebracht.
Die ersten verlieren bereits ihre Jobs, weil sie sich widersetzen, den Pharao und sein Standbild zu verehren, ganz im Gegenteil verbeugen sie sich demonstrativ vor dem ewigen Gott Israels, Abrahams, Jakobs, Isaaks – ähm nicht Ismaels. Sie knien nicht vor Black Live und der Regenbogenfahne, tragen keine Schwulenbinde….
Das sah er nicht so eng. Am Besten, man fällt in der Masse nicht auf, dachte er, man fügt sich ein und gerät somit nicht ins Visier von gar niemandem, so kommt man eben durchs Leben ohne großen Aufruhr. Denn „mitgegangen, mitgefangen.“
Der Mitläufer
Der Mitläufer lernt schnell um, wie man formulieren muss, um nirgendwo anzuecken, stattdessen Verständnis zu erwecken, dass er einerseits schon an einen Gott, ein höheres Wesen glaubt, andererseits aber nicht direkt mit ihm – speziell mit diesem Jesus gesehen werden will, weil zu viel Nähe macht anrüchig, „am Schluss ist man da bei einer Kreuzigung dabei!“
So viel Religion will er auch nicht. Blut fließt am Holz, Menschen weinen, Finsternis mitten am Tag, Totenauferstehung – hier wird ihm unheimlich – die Worte vom Gutestun sind in Ordnung, aber, dass so viel Blut fließen musste, für mich??
Deswegen distanziert er sich vorsichtig, denn er will, dass sein Glaube, seine Religion vermittelbar bleibt, wie will er einem Menschen erklären, dass Gott ein blutiges Opfer fordert – gar seinen Sohn opfert – an einem Kreuz öffentlich für die Sünden?
Er wägt wieder ab, scannt die Gedanken durch, ob es nicht einen schöneren Weg gegeben hätte, wie Gott die Menschen „vom Misslingen“ entlastet. Er erahnt die Vergebung und die Schwere der Schuld, doch hält er Abstand von dem Gekreuzigten und allem Weiteren, was daraus folgen würde, wenn das wahr wäre.
Und tatsächlich, er findet Wege, die dem Jesus-Weg komplett ähnlich sind mit Vergebung der Schuld, Gutes tun, Handauflegen und Segnen, mit Kindern, die zu Jesus kommen und Menschen, die alt werden und fröhlich bleiben und der Welt Gutes tun, pflanzen, bebauen, sich begegnen und segnen. Er findet den Weg ganz ohne Blut und findet dabei die gesellschaftliche Achtung im Gegensatz zur Ächtung des komplett hilflosen gekreuzigten Jesus Christus.
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