Du wusstest nicht, dass die Strecke für PKW gesperrt ist. Auf google maps war sie als durchgängige Straße eingezeichnet. Du hast dann umgedreht und dir eine Ersatzstrecke gesucht. Es wurde ein viel größerer Umweg, als du eigentlich gedacht hattest, weil du dem Gewirr von Sackgassen und Anliegerstraßen ausweichen musstest. Schließlich kamst du mit 2 km Umweg doch noch zu deinem Ziel. Du konntest dich gut orientieren, weil du wusstest, dass dein Ziel am Berghang neben einer größeren Ausfallstraße lag.
Oft genug sind Reparaturarbeiten der Grund für kilometerlange Umwege. Durch mein Nachbardorf gräbt sich gerade ein Bagger 1 Jahr lang durch die abgesperrte Hauptstraße. Das Abwasserrohr muss ausgetauscht werden.
Das Volk Israel verließ den Unterdrücker Pharao mit Silber und Gold.
Der Weg ging durchs rote Meer in die Wüste. Weil da kaum fruchtbare Gegenden sind, versorgte sie Gott mit himmlischem Catering so lange bis sie ihr Ziel erreicht hatten.
Sie waren bis in Sichtnähe des Landes gekommen, das ihnen Gott als „verheißenes Land“ versprochen hatte, und sie sandten ihre Spione aus, um etwaige Stärken oder Schwächen der Landesbewohner festzustellen.
Jedoch kamen die meisten Spione entmutigt zurück, berichteten von übermächtigen Gegnern mit furchteinflößender Körpergröße. Sie gaben ihre private Depression an ein ganzes Volk weiter, das einstimmig bekannte, dass es dieses verheißene Land niemals in Besitz nehmen könnte. Zwei Spione wurden namentlich hervorgehoben – es sind Kaleb und Josua – die einen abweichenden Bericht abgaben. Sie betonten, dass es machbar sei und, dass sie Israel mit der Hilfe Gottes auf der Siegerseite sahen. Sie müssten nur mutig voranschreiten und Gott würde ihnen Gelingen geben, so wie bisher. Aber das waren einsame Rufer im Volk, eben eine Minderheitenmeinung, die sich nicht Gehör verschaffen konnte. Das Volk hatte keine Lust mehr und Gott begann mit ihnen ihren ganz separaten Umweg.
Er führte sie – sage und schreibe – 40 Jahre durch die Wüste. Er versorgte sie weiterhin, das ist das Erstaunliche, mit Brot und Fleisch und Wasser und achtete auf ihre Kleidung und ihre Schuhe. Sie tappten durchs Land wie die Bären im Dunklen, aber sie hatten Gott als Führer, jawohl er ging vor ihnen her und er war hinter ihnen, die Feuersäule. 40 Jahre liefen sie geführt von der Präsenz und Gegenwart Gottes, dennoch ausserhalb seines Planes und Willens. Sie liefen ihren ganz expliziten Umweg.
Nun fragst du dich, wie ist so etwas möglich? Konnte Gott ihnen nicht vergeben und ihnen Nachsicht erweisen, indem er sie bei der Hand genommen hätte und gesagt hätte: Hört doch auf Kaleb und Josua, ich will euch siegreich in das Land bringen. – Aber genau davon wollte das Volk Gottes ja nichts hören.
So beschloss Gott, mit ihnen einen 40-Jahre Umweg zu gehen bis eine ungläubige, murrende Generation komplett mit Mann und Maus beerdigt wurde. Gott wartete einfach ein bisschen ab. Es sind diese Zeitfenster, die mir Ehrfurcht einflössen vor Gott. Tausend Jahre sind für Gott wie ein Tag. Mose war 40 Jahre Schäfer, bevor er mit diesem störrischen Volk Israel anfing, durch die Wüste zu marschieren. Er war der demütigste Mann seiner Zeit auf der ganzen Erde – und lief mit den Israelis ihren Umweg.
Manchmal frage ich mich: Wie ist das heute?
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