Kann man Gott langweilen beim Beten, so dass er keine Lust mehr hat, sich die Gebete anzuhören, da er ihrer überdrüssig ist? Können Gebete bei Gott eine gewisse Langeweile erzeugen, dass er es müde wird, sich dasselbe Gebet wieder und wieder anzuhören?
Natürlich nicht – werden die Berufsermunterer, die Offensivoptimisten, bezahlte und unbezahlte Positivprediger abrunden und damit das Thema auch gleich beenden. “Bittet so wird euch gegeben, sucht und ihr werdet finden” und wer Tag und Nacht bittet, bei Gott anklopft und sein Anliegen immer wieder vorbringt, wird schließlich erhört werden.
Jedoch, dieses Gebet war ein Herzensanliegen. Er bedrängte Gott Tag und Nacht flehte ihn an, ließ ihm keine Ruhe mehr bis er bekam, was er meinte, was ihm zusteht.
Er “brannte”, er heulte, flehte (das ist etwas, das es bei westlichen Christen bis ca 1990 gab und heute nur noch in östlichen Kirchen praktiziert wird), bat Gott und bekam.
Jedoch nicht: “Lieber Gott, du weißt wie ich bin und wer ich bin und dass ich dir mit ganzem Herzen diene und mich abhebe von vielen anderen und deswegen bitte ich dich, dass du meinen Sohn und meinen Hund segnest.”
Einige Gebete langweilen nicht nur Gott sondern auch alle anderen, die sie hören. Du weißt schon im Voraus, was der Mensch beten wird – und dennoch: Meint er es noch von Herzen, was er sagt oder hat sich das Gebet verselbständigt?
Er langweilt damit Gott und die Gemeinde und – wen noch?
Würde er eine Münze in den Gebetsautomat einwerfen, der das Gebet für ihn formuliert – eine Gebetsleier – so würde ungefähr dasselbe vollbracht werden. Wie gesagt, ich rede von herzlosen, seelenlosen Gebeten, die daherkommen als immergleiche Wiederholung und ich stelle hier die Frage: Könnte es sein, dass sie mittlerweile auch Gott langweilen?
Keinesfalls, wenn das Gebet ernst gemeint von Herzen kommt, aber man bedenke die Korrektur, die Jesus dem sich selbst Erhebenden mitgibt und dann noch die Idee sich zu versöhnen, bevor man sein Gebetsopfer bringt und – dann noch die Sache mit den fehlerhaften Schafen, die im alten Israel gelegentlich geopfert wurden.
Sie kosten einen nicht so viel wie ein gutes Schaf, ein Schaf, das unrund geht und zur Zucht ungeeignet ist, wird geopfert anstatt dem astreinen Schaf, das toll aussieht und ein echtes Klasseschaf ist.
Großer Gott wir loben dich, Herr wir preisen deine Stärke. Vor dir neigt die Erde sich und bewundert deine Werke.
Die Gott nicht kennen, denken, dass es die vielen Worte sind, die ihre Gebete erhörlich machen. Die Worte sind es. Denken sie.
Doch Gott weiß schon vorher, was im Herzen drin ist, was dich eigentlich bewegt, warum du hier bist, was in dir und mit dir los ist.
Sag es ihm. Ehrlich.
Manche müssen endlich ehrlich werden. Mit sich selbst und Gott.
Weinen über– sich selbst.
“Vergib mir.” – zu Gott.
…was er auch tun wird, dieses Gebet erhört er – falls Sie – (jetzt in der Sie-Form mit etwas mehr Abstand) – ihren Schuldigern bereit sind zu vergeben und das auch tun. Sie aus der Schuld Ihnen gegenüber entlassen. Sonst wird Gott Ihnen nicht vergeben. Das Gebet wäre umsonst gebetet. Nicht erhört.
Wieder nicht erhört.
Sie vergeben den Angehörigen, der Verwandtschaft, dem Bruder, der Schwester, die Sie beim Erben übervorteilt haben und ansonsten gerne unsichtbar sind, wenn ihre Hilfe gefragt wäre – und Gott erhört schlagartig Ihr Gebet um Vergebung Ihrerseits. Das war ein kleiner Exkurs bezüglich Vergebung. Denn Gott vergibt nicht, wenn wir nicht vergeben wollen.
Manche sagen raffiniert “können”. “Ich kann nicht vergeben”. Sagen sie.
Gott langweilen
“Wir beten dich an” – sind die Worte – schöne salbungsvolle Worte, jedoch klebt Unreinheit, Unfreundlichkeit, Blut, Desinteresse an den Händen des Beters. Hier könnte man resignieren, gäbe es nicht den tollen Weg ehrlicher Umkehr.
Einkehr.
Betrüge dich nicht selbst. Sei und werde ehrlich. Gestehe ihm deine Sünden.
Apopos: Sünden werden in christlichen Gemeinden nur noch diesbezüglich erwähnt, dass Gott sie vergeben hat als Jesus Christus am Kreuz starb und dass wir jetzt deswegen steuerehrlich sind und den Arbeitgeber nicht betrügen – es gibt keine Wahrhaftigkeit, Zerknirschtheit, keine Sicht der Dinge, die eine Umkehr zuließe:
Du hast den Namen, dass du lebst, aber du bist tot.
Reformiert, lebendig, brüderlich, frei evangelisch, evangelisch frei, pfingstlich, charismatisch, Gospel…., living….Arche, Kreuz… Kirche….. – tot.
Tot.
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