Wie das so ist, wenn man in einer Schlange ansteht, geht es nur langsam vorwärts. Immer mal ein paar Meter, wenn der vor einem sein Gepäck weiterzieht. Weit vorne ist ein großer weißer Stuhl auf dem Einer sitzt – vor ihm aufgereiht die lange, lange Schlange, die immer mal ein Stück vorwärts ruckt hin zum Ziel, hin in seine Richtung.
Man hält die Dokumente bereit, die man braucht, um diesen entscheidenden Ort des ganzen Lebens zu passieren. Hier steht tatsächlich kein Petrus, der die Leute einlässt, sondern ein übergroßer weißer Thron, grell anzusehen.
Kein Tageslicht, stattdessen eine Lichtquelle, die alles Verborgene offenbart.
Die Menschen stehen betroffen mit gesenktem Kopf, je näher sie dem Unheilvollen kommen, da ihre Gedanken sichtbar offensichtlich sind.
Jeder Schritt eine Pein. Man hatte sich das eigentlich anders vorgestellt.
Auf den Dokumenten war die Auflistung der Ehrenämter, gute Taten, selbstlose Nächstenliebe – immerhin – und auch alles andere, was man als halbwegs brauchbar für diesen Termin angesehen hatte. Aber jetzt verdunkelte sich die Situation doch zusehends, je mehr man sich näherte.
Gott wohnt in einem gleißenden Licht, er ist das Licht.
Dieses Licht durchschien einen regelrecht, so dass man geneigt war hinter dem, der vor einem stand, Schutz zu suchen. Der zog die Tasche weiter, auch er hatte seinen Lebenslauf dabei, die Geburtsurkunde und Empfehlungsschreiben von den Vereinen, in denen er gewirkt hatte. Sein Engagement galt der Musik, er hatte den Hallenschlüssel für die Proben und Konzerte, die sie gaben. Sie sangen hingebungsvoll.
Man hatte ja nicht damit gerechnet, dass man hier antreten würde, aber nun war es so. Schritt für Schritt schob sich die Schlange vorwärts in Richtung Helligkeit, wo Einer saß, der kein Ansehen der Person kennt., keinen Doktortitel, kein Vorteil durch Frausein, People of Color oder schönes Aussehen.
Ich sah gezerrte Gesichter, angstverzerrt, sich sorgend. Pastoren, die ihr Amt missbraucht hatten, Leute, die sich für fromm hielten und Menschen getötet hatten um ihres Gottes willen (,die verwechseln, dass ein Märtyrer nicht tötet, sondern bereit ist für seine Glaubensüberzeugung zu sterben, ohne dass er andere “mitnimmt, tötet oder bestraft”.)
Menschen, die in die Kirche gegangen waren! Ihr Kirchgang war eine show. Seht her, hier bin ich.
Sorglose, Ahnungslose, Bürgerliche, Hochangesehene. Verwahrloste, Heruntergekommene und Durchschnittliche standen an.
Bäcker, Verwaltungsfachangestellte, Arbeitslose, Lehrerinnen, Pensionäre, Zeitarbeiter, Wissenschaftler (viele), Soziologen, Hindhus, Meier, Müller, Schmidt, wie heißen Sie? Sind sie dabei?
Stehen Sie auch hier in der Schlange?
Einer nach dem anderen musste zu dem Thron des Höchsten. Von hier aus gesehen waren es nur noch wenige Kilometer bis ganz vorne.
Da hörte man Geschrei, Wimmern, Pein, Brüllen. Dokumente fliegen, zerfetzen, keine Argumente sind da, die einem helfen würden vor einem heiligen Gott.
Drei mal heiliger Gott: Heilig, heilig, heilig ist Gott Zebaoth.
Die Länder sind voll deiner Ehre.
Unnahbar, tatsächlich unnahbar. Keine Barmherzigkeit, keine Gnade, nichts Nahbares, keine Nachsicht, kein Pardon – aber warum? Warum wurden Menschen hier im Schnellverfahren verworfen und stolperten völlig hillflos in ihre Strafe abseits, weg vom Angesicht Gottes?
Sie wurden verworfen.
Gewogen und zu leicht befunden — mene mene tekel.
Sie hatten kein Gewicht, keinen Fürsprecher, keinen Erlöser, der sie erlöste vor dem ewigen Gericht.
Komplett ohne einen Erlöser hilflos dem Gericht ausgeliefert. Schritt für Schritt dem Angesicht Gottes entgegen.
Gott ist zornig?
Barmherzig?
Wird schon irgendwie werden….?
Jesus warnte, sorry Freunde, vor dem Zorn Gottes, der bereits über dir schwebt und dem du entgegengehst. Zieh die Tasche ein Stück nach vorne.
Sein Licht durchscheint dich.
Dinge, die du verbirgst, kennt er. Es ist bereits alles bekannt, gell?
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→→ zum Erlöser
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